Die Weidmühle erhält ein neues Wasserrad

Im Jahr 2021 wurde das Wasserrad der Weidmühle erneuert. Das alte Rad hatte lange still gestanden, nachdem es durch einen Elektromotor obsolet geworden war. Nun läuft es als Schaurad wieder. Eine Nutzung als Kraftmaschine - etwa zur Stromerzeugung - findet nicht statt.

Vorher

Im Jahr 2021 wurde das Wasserrad der Weidmühle erneuert. Das alte Rad hatte lange still gestanden, nachdem es durch einen Elektromotor obsolet geworden war. Die Zeit hatte Spuren hinterlassen: Das Rad in Stahlbauweise war durch Korrosion irreparabel beschädigt und einsturzgefährdet. Das äußere Lager des hölzernen Wellenbaumes war verfault und hatte sich abgesenkt; auch der Wellenbaum selber war stark mitgenommen.

Vorbereitungen


Als Vorbereitung für den Rückbau des vorhandenen Rades musste zunächst Platz geschaffen werden: Der Wellenbaum sollte in seiner Längsrichtung durch den Getriebekeller des Mühlengebäudes hindurch bewegt werden. Dazu war es nötig, einen Teil der Transmissionswelle anzuheben, wozu widerum zünchäst der Läuferstein des Schrotmahlganges abgenommen und das untere Lager der Königswelle demontiert werden musste. Alles funktionierte problemlos, die Schraubverbindungen ließen sich lösen, und auch der historische Kran zum Anheben des Steines mit einem Gewicht von rund 350 kg erfüllte seine Aufgabe auch heute noch tadellos.

Rückbau

Beim Abriss des alten Rades kam die Trennscheibe zum Einsatz. Es wurde symmetrisch von oben nach unten gearbeitet, damit der vorhandene Rest des Rades nicht in die Versuchung kam, sich an seinem Ende noch ein letztes Mal zu drehen. Dann konnten die Verkeilungen der Rosetten und des Kammrades gelöst werden. Der Wellenbaum aus Eichenholz hatte eine Länge von gut 4,5 Metern beim einem Durchmesser von 50 cm. Sein Gewicht betrug inkl. der enthaltenen Stahlteile ca. 1.000 kg. Er wurde mit Flaschenzügen stückweise längs durch den Mauerdurchbruch und die Vordertür des Gebäudes bewegt, wo er schließlich von einem Radlader in Empfang genommen werden konnte. Aus dem Wellenbaum wurden die Stahlteile entnommen: Diese konnten nach einer Überarbeitung bei der Herstellung der neuen Welle wiederverwendet werden.

Neubau

Der Aufbau des neuen Wasserrades begann mit der Herstellung eines Radstuhls. Die Maschinenhalle unweit des Radhauses bot dafür einen idealen Platz. Laut Zeitzeugen wurde seinerzeit exakt dort bereits der vorangegangene Wellenbaum rund gedreht. Dann konnte - endlich - mit dem Bau eines neuen, hölzernen Rades begonnen werden. Den Anfang machten die beiden holländischen Armverbände mit ihren Kreuzüberblattungen und Stirnversätzen mit Zapfen.

Die 48 Felgen wurden mit einer Schablone gefräst, um diese anschließend mit 144 Dübeln zu den beiden Felgenkränzen zu verbinden. Dann erfolgte das Fräsen der Nuten für die Radschaufeln, das Herstellen der Schaufelbretter und zuletzt der endgültige Zusammenbau von vier Radvierteln. Eine weitere Vormontage war durch die Einbausituation, die nur wenig Platz und kaum Hängepunkte bot, nicht möglich. Während der Bauzeit von ca. 6 Wochen musste das Holz feucht gehalten werden.

Die Zimmerei Ulrich Blümner stellte parallel den neuen Wellenbaum her. Zunächst wurde eine Eiche mit den passenden Dimensionen ausgewählt: möglichst gerade, astfrei und so dick, dass der Splint bei der Bearbeitung vollständig wegfällt. Beim Abdrehen musste die Markröhre mittig zu liegen kommen, damit die Welle gerade bleibt. In dem Bereich, auf dem später das Wasserrad aufgesetzt wird, erhielt sie einen achteckigen Querschnitt. Nochmals sehr herzlichen Dank für die hervorragende Arbeit, viele wertvolle Ratschläge und den sehr netten Austausch!

Montage des Wasserrades

Dann war es endlich so weit: Das Wasserrad wurde montiert. Die Decke des Radhauses war nicht vertrauenswürdig genug, um daran Gewichte anzuschlagen; daher wurde wie schon zuvor für Aus- und Einbau der Welle eine temporäre Konstruktion genutzt. Auch die Decke über dem Untergraben wurde vorsichtshalber nicht mit dem Radlader befahren. Die Viertelstücke wurden daher nacheinander mit Flaschenzügen durch die offene Frontseite eingetaucht, abgelassen und mit Holzdübeln verbunden. Dank der Unterstützung vieler Helfer klappte der Einbau trotz nasser Witterung in zwei Tagen.

  • Einfügen des erstes Teils des Wasserrades
  • Als erstes werden die Armverbände auf dem Wellenbaum montiert

Schließlich wurde noch eine ganze Reihe von abschließenden Arbeiten erledigt:

  • Verputzen der zuletzt hergestellten Dübelverbindungen
  • Gewindestangen abflexen und entgraten
  • Radschaufeln an den Verbindungsstellen vervollständigen
  • Radboden herstellen und einbauen
  • Wasserrad zentrieren und verkeilen - jetzt läuft es endlich rund, so wie es soll
  • Lagerkästen als Reservoir für Schmierfett herstellen
  • Lager nochmals ausrichten (dafür den Wellenbaum leicht einseitig leicht anheben)
  • Demontage der temporären Tragkonstruktionen im Radhaus und in der Mühle
  • Transmissionswelle wieder absenken und Lager zusammenbauen
  • Schrotmahlgang wieder zusammensetzen
  • Zulaufgerinne instandsetzen und abdichten



und dann ...

Unser neues WasserradUnser neues Wasserrad